Moorschutz
In unserem Untersuchungsgebiet befindet sich mit dem Donaumoos das größte Niedermoor Süddeutschlands. Auch am Lech und in anderen Gebieten der Landkreise Neuburg-Schrobenhausen, Pfaffenhofen a.d.Ilm, Ingolstadt und Aichach-Friedberg finden sich Moorflächen.
Moore sind einzigartige Landschaften mit einem ganz eigenen Charakter, welcher für den Klimaschutz eine enorm wichtige Rolle spielt. In ihren Torfschichten speichern sie organisches Material und binden damit hohe Mengen an Kohlenstoff.
Aufgrund dieser Eigenschaften sehen wir Moore als Vorteil für die Region an, welche gleichzeitig die Wertschöpfung steigern kann und schützenswert ist.
1. Klimawirksamkeit von Mooren
In Deutschland bedecken Moore etwa 4 % der Landesfläche. Trotz dieser geringen Fläche sind sie mit 1,2 Mrd. t CO2 der größte Kohlenstoffspeicher der Bundesrepublik.
Die Moore in Bayern nehmen eine Fläche von ca. 2.200 km² ein. Dies entspricht der Gesamt-Fläche der Landkreise Neuburg-Schrobenhausen, Eichstätt und Ingolstadt zusammen und sind gerade einmal ca. 3% der Fläche vom Freistaat.
Aus Mooren entweichen durch die Entwässerung große Mengen an Treibhausgasen: In Bayern sind diese Flächen mit 4,9-5,4 Mio. t CO2-Äquivalenten im Jahr aber für ca. 6% der fossilen Emissionen verantwortlich.
Diese Mengen sind so groß, dass dafür fast alle Berliner Bürger jedes Jahr einmal nach New York und wieder zurückfliegen könnten.
2. Landwirtschaft als Gefahr für Moore – Landwirtschaft als Schützer der Moore
Durch die Entwässerung von Mooren entweichen enorm viele Treibhausgase aus nur kleinen Moorflächen. In der Landwirtschaft machen diese Flächen nur 7 % aus, sind aber für 37 % aller Treibhausgasemissionen des Landwirtschaftssektor verantwortlich. Damit ist Deutschland in der EU der zweitgrößte Emittent von Mooremissionen. Daraus resultiert ein gesellschaftlicher Schaden in Milliardenhöhe.
Diese Emissionen lassen sich durch Nutzungsänderungen drastisch verringern.
Das Stichwort: Wasserstandsanhebung. Der erste Schritt ist die derzeitige Bewirtschaftung nässer zu machen. Eine konsequente Wiedervernässung auf einen naturnahen Wasserstand mit bis ca. 10cm unter der Grasnarbe erfordert dann einen Nutzungswechsel zu sogenannten Paludikulturen: Schilf, Rohrglanzgras, Seggen oder Rohrkolben. Auch Wasserbüffel und andere Arten fühlen sich auf Moorstandorten wohl. Ziel ist, Landwirtschaft und Moorschutz auf den Flächen zu vereinen.
Durch die Wiedervernässung können die CO2-Emissionen um 15-30 t CO2-Äquivalente pro Jahr und Hektar verringert werden.
Ließen sich die 220.000 Hektar Moore in Bayern vernässen, könnte mit den eingesparten Emissionen für jeden Augsburger Bürger ein neues klimaneutrales Elektroauto gebaut werden.
3. Moore als Baustofflieferant
Aus dem Anbau in Paludikulturen können verschiedene Produkte gewonnen werden. Schilf und Rohrkolben können als Dämmstoffe, für Reetdächer, als bauliche Stoffe sowie als Brennstoff für Biomasseheizkraftwerke verwendet werden. Außerdem kann mit der nassen Landwirtschaft die nachhaltige Wirkweise von Mooren weitestgehend erhalten bleiben und die Senkung des Bodens, verursacht durch die Entwässerung, gestoppt werden.
4. Vielfältige Landschaft, vielfältiger Nutzen
Darüber hinaus bieten Moore dem Menschen wichtige Dienste. Über Verdunstung regulieren sie das lokale Klima und wirken sich kühlend auf die Umgebung aus. Moore können große Mengen an Wasser aufnehmen und somit Dürren und Überschwemmungen entgegenwirken. Die Speicherfähigkeit von Wasser fördert auch die Grundwasserneubildung. Aber auch bei der Reinigung von Wasser kommt Mooren eine wichtige Rolle hinzu. Pflanzen im Moor nehmen Schadstoffe, auf und binden diese im Torf. Dadurch wirken Sie wie Filter und bereiten sauberes Trinkwasser auf.
Moore sind nicht nur Speicher von Kohlenstoff und Ökosystemleister. In Mooren herrscht eine besondere, auf diese Extremstandorte angepasste Flora und Fauna. Viele Tier- und Pflanzenarten lassen sich nur hier finden. Demnach sind Moore sowohl auf europäischer Ebene als auch auf nationaler Ebene geschützt. Viele der hier vorkommenden Arten werden auf der Roten Liste geführt und gelten als selten und/oder gefährdet. Einige sind sogar vom Aussterben bedroht. Dazu gehören Wiesenbrüter, wie der Große Brachvogel (Numenius arquata). Im bayerischen Donaumoos kommen außerdem viele weitere Arten vor, welche entweder in Bayern oder der gesamten Bundesrepublik selten oder vom Aussterben bedroht sind. Darunter fallen verschiedene Libellenarten, Amphibien und Heuschrecken. Aber auch das Leben Unterwasser im Donaumoos ist interessant. Hier existiert eine große Population der Bachmuschel (Unio crassus), welche hohe Ansprüche an die Wasserqualität stellt und daher in Deutschland extrem selten geworden ist.
5. Was wollen Wir?
Das Ziel von der Machbarkeitsstudie CO2-regio ist es, herauszufinden, wie Moorschutz in der Praxis umgesetzt werden kann. Dabei ist es uns wichtig, Möglichkeiten aufzuzeigen, wie Landwirte Moorschutz betreiben und weiterhin von ihren Flächen leben können.
Die Nutzungsänderung von der bisherigen entwässerungsbasierten Landwirtschaft zu moorschonenden Wirtschaftsweisen ist für die Betriebe mit Anpassungsprozessen verbunden. Diese wollen wir durch Treibhausgaszertifikate unterstützen und gleichzeitig für eine faire Vergütung der Landwirte sorgen.
Unsere Machbarkeitsstudie wird ergebnisoffen durchgeführt.
Das Moor als Lebensraum und Ökosystemleister wurde lange unterschätzt. Die vielfältigen Funktionen, vom Standort für Land- und Viehwirtschaft, Lieferant für Baustoffe, Rückzugsort für gefährdete Tier- und Pflanzenarten bis hin zum Puffer bei Überschwemmungen, gewinnen heute immer mehr an Bedeutung. Darum wollen wir Moore schützen und die Menschen honorieren, die dies tun.